Neues Jónsi Album „Shiver“ erschienen

Der als Sänger und Frontmann von Sigur Rós bekannt gewordene interdisziplinäre Künstler Jón Birgisson alias Jónsi veröffentlichte am 02.10.2020 mit „Shiver“ sein erstes Solo-Album seit einem Jahrzehnt. Auf dem neuen Album sind die illustren Gast-Sängerinnen Liz Fraser von den Cocteau Twins und Robyn vertreten. Die Produktion übernahm A. G. Cook, seines Zeichens Gründer von PC Music.

Auf „Shiver“ lotet Jónsi die Tiefen der menschlichen Erfahrung und unsere Verbindung zur natürlichen Welt aus. Dies schlägt sich auch musikalisch nieder: Das Album eröffnet ein kontrastreiches Spannungsfeld zwischen den organischen und traumartigen musikalischen Ansätzen von Jónsi auf der einen und dem synthetischen, manchmal abrasiven und avantgardistischen Experimentalismus des Produzenten A. G. Cook auf der anderen Seite. Auf dem Papier mag ihre Zusammenarbeit überraschend erscheinen, aber „Shiver“ setzt letztlich schlichtweg das Bestreben von Jónsi fort, die Grenzen von Kunst und deren Erleben zu erweitern.

Diesen Drang setzt Jónsi nicht nur im Bereich der Musik in die Tat um: 2019 zeigte er seine erste Einzelausstellung mit Installationen in der renommierten Tanya Bonakdar-Galerie in Los Angeles, wo seine Installationsarbeit unter anderem die Tiefen des Klangs erforschte. Jónsi hat seine interdisziplinäre künstlerische Aktivität in den letzten Jahren in einer Reihe von Kollaborationen mit bildenden Künstlern wie Doug Aitken, Olafur Eliasson, Merce Cunningham münden lassen: Zuletzt arbeitete er mit dem Künstler und Komponisten Carl Michael von Hausswolf zusammen, mit dem er das musikalische Duo Dark Morph gründete.

Jónsis Interessen und Talente gehen also weit über die eines konventionellen Musikers hinaus: Zu seinen ernsthaften Betätigungsfeldern gehört auch ein jahrelanges Studium von Parfüms und Düften – eine Alchimie, die er mit seiner Installationskunst kombiniert hat, denn jedes Kunstwerk seiner Ausstellung besaß seinen eigenen Duft.

Das vom Regisseur Barnaby Roper erstellte Video zur heute erscheinenden Single „Swill“ kann leider nicht olfaktorisch wahrgenommen werden, sondern verbleibt auf der konventionellen audiovisuellen Ebene. Doch die ist spektakulär genug: Darin sind nicht nur intensive Nahaufnahmen von Jónsi zu sehen, wie mächtige Hände sein Gesicht verformen, sondern auch 3D-Animationen von Pandagunda, bei denen humanoide Kreaturen von kristallinen Strukturen überwuchert werden.

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