Rainald Grebe macht neue „Popmusik“
Was macht Rainald Grebe?
Die Frage ist falsch gestellt. Viel eher müsste man fragen: Was macht Rainald Grebe eigentlich nicht?
Denn die Felder, auf denen sich Grebe in den vergangenen 20 Jahren einen Namen gemacht hat, sind zahlreich. Klar, es geht ihm immer um die Kunst und die Bühne und den Ausdruck. Das ist der gemeinsame Nenner. Aber was er dann zum Besten gibt, ist mit „multitalentiert“ noch unzureichend beschrieben. Grebe ist Kabarettist und Chansonnier, er ist Schauspieler und Regisseur, ein hellwacher Kommentator und ein leicht irrer Zauberer, der aus seinem Hut flauschige Kaninchen holt oder Zyankalikapseln. Er macht Lieder, er macht Witze, er macht Kunst.
Mal steht er ganz alleine im Rampenlicht, mal holt er sich für ein Konzert 300 Beteiligte auf die Bühne. Heute sieht man ihn vor einem Millionenpublikum im Fernsehen, morgen in einem der renommiertesten Theater des Landes. So vielseitig und gleichzeitig so erfolgreich bespielt kaum ein anderer die deutschen Bühnen. Im Grunde, könnte man meinen, hat er doch schon alle Möglichkeiten durchgespielt, die sich ihm und seiner Kunst bieten. Doch Grebe sieht das anders. Eine Sache gibt es da noch, hinter der er für sich noch keinen Haken gemacht hat: Die große, weite, bunte Welt des Pop.
Und da er ein Macher ist, der Ideen lieber in die Tat umsetzt, als ewig auf ihnen herumzuträumen, kann man hier verkünden: Rainald Grebe macht jetzt „Popmusik“. Das steht groß auf dem neuen Album drauf, und das ist so ernst gemeint, wie es bei ihm nur geht. Und tatsächlich, so hat Grebe noch nie geklungen: Modern, frisch, stellenweise fast tanzbar, mit Refrains und Hooklines, die einen mitnehmen und mitreißen.
Geholfen hat ihm dabei Martin Bechler, der in den vergangenen Jahren eine der ungewöhnlichsten Karrieren der deutschen Musikszene hingelegt hat. Jahrelang hielt sich Bechler im Hintergrund und arrangierte, komponierte und produzierte, bis er mit Mitte 40 dann doch noch das Rampenlicht suchte – und fand. Seine Band Fortuna Ehrenfeld vereint seit vier Jahren Pop und Poesie, große Momente und abseitige Ideen auf höchst originelle Weise und macht sich mit jedem Auftritt und jeder Platte haufenweise neue Freunde.
Pop oder nicht? Letztendlich kann man sich solche Definitionsfragen schenken. Denn Rainald Grebe ist ja im Grunde schon längst ein Popstar – zumindest, wenn man in der Währung namens Erfolg rechnet. Denn seine Auftritte sind regelmäßig ausverkauft und ziehen immer mehr Zuschauer an. Schon 2011 lieferte er mit über dreihundert Beteiligten eine überbordende Show der Superlative in der Berliner Waldbühne ab, an die sich wohl alle 15.000 Zuschauer heute noch gut und gerne erinnern. Dieses Spektakel will Grebe anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages 2021 neu auflegen, und so kann man sicher sein, dass er alles daransetzen wird, am 31.Juli 2021 in der Waldbühne ein nicht minder großes Feuerwerk zu zünden.
Doch zunächst erscheint am 5. Februar 2021 „Popmusik“, ein Album, mit dem sich Rainald Grebe einen lang gehegten Wunsch erfüllen will: Eine Plattenkritik im „Rolling Stone“. Ob das klappt? Wer weiß. Eines aber ist sicher: Die Chancen dafür waren noch nie so gut wie mit diesem Album.