Le Fly begeben sich mit neuer Single auf den „Walk Of Fame“

Man weiß es inzwischen: Es ist den fünf St. Paulianern von Le Fly ein archaisches Grundanliegen, dass es allen gut geht, dass kollektive Liebe durch die stickige und schweißbefeuerte Luft fliegt. Denn nur dort, wo die guten Emotionen wohnen, da findet sich auch innere Zufriedenheit. Daran glauben Le Fly, und das leben sie in jedem Ton ihrer brodelnden Musik, in der sich locker ein halbes Dutzend Genres zu einem Sound vermengen, der letztlich nur eine zutreffende Bezeichnung zulässt: St. Pauli Tanzmusik.

Seit 15 Jahren scheppert sich diese Gang des guten Geschmacks durch die deutsche Musikszene, veröffentlichte in der Zeit drei Alben, betourte mehrmals die gesamte Republik – zuletzt noch an der Seite der 257ers – und veröffentlichte zahlreiche Singles mitsamt oft selbst produzierten Videos, die einen guten Eindruck geben von der leicht verspulten Einzigartigkeit dieser sechs Eckis, die sich bei jedem ihrer Konzerte in einer Intensität entlädt, dass es das Publikum förmlich an die Wand nagelt.

Nun war 2020 bekanntermaßen alles andere als ein Konzertjahr, dank dieser vermaledeiten Pandemie, die noch immer dabei ist, jedes freudvolle Zusammensein zu torpedieren. Doch Le Fly schreckt das nicht – sie trafen sich über den Sommer einfach regelmäßig in ihrem „Hochschacht“, wie Rapper Schmiddlfinga die Le Fly-Zentrale in Hamburg Altona nennt, und haben weiter Musik gemacht. Dabei entstand nicht weniger als das gesamte vierte Album, das später in 2021 erscheinen wird. Selbst aufgenommen und durch einen langjährigen Freund der Band vor Ort produziert, wird auch dieses Album einmal mehr beweisen, dass es keine zweite Band wie Le Fly gibt. Denn was ist ihnen wichtig? „Wir sind für Diversität, Weltoffenheit und gelebtes Hippietum und nehmen das ernster als uns selber“, sagt die Band. Denn das Leben soll vor allem Freude machen, und das selbst in schweren Zeiten.

Dass man dabei aber nicht gänzlich unbeeindruckt sein kann vom aktuellen Weltgeschehen, zeigt die neue Single „Walk of Fame“, mit der sie pünktlich am 20. Januar den scheidenden US-Präsidenten aus dem Amt winken – und sich dabei Gedanken darüber machen, wie sich die westliche Welt darstellt nach vier Jahren Trump: „Wir leben in einer bunt blinkenden Welt voll Konsum, Geld und Oberflächlichkeit. Alle sollen bei diesem Renn-Spiel des Lebens mitmachen und jeder soll der Beste sein. Dafür werden nicht nur die Ellenbo-gen ausgefahren, sondern auch mal Randale angezettelt.“

Generell blicken sie staunend auf diese „Me First Mentalität“, betrachten die wirren aktuellen Geschehnisse kritisch, aber mit Humor. Alles als ein Ausdruck ratloser Bewunderung für den großen wilden Westen. Mit „Walk of Fame“ beweisen Le Fly, dass man seinen Humor nicht verlieren muss, nur weil gerade ziemlich viel Scheiße passiert. Man kann bald jeden Missstand in etwas Gutes verwandeln, man muss er nur wollen. Wie etwa auch das Video zum Song belegt, das an einigen der prominentesten Orte in Hamburg entstand – und alles menschenleer und quasi komplett für Le Fly reserviert, weil die Menschen derzeit einfach fast immer zu Hause sind. Jetzt kann man sich auch Le Fly nach Hause holen – zur Überbrückung, bis man endlich wieder live spielen kann.

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