Deep Purple – Turning To Crime
Damit hatten Deep Purple-Fans wohl nicht gerechnet, dass Ihnen die Band nach so kurzer Schaffenspause erneut ein Album präsentiert. Dies kommt in zweierlei Hinsicht überraschend. Erstens hatte Deep Purple mit dem erst im August 2020 erschienen Album „Whoosh“ die Trilogie bestehend aus den weiteren Alben „Now What“ (2013) und „Infinite“ (2017) abgeschlossen. Und zweitens gab es bisher noch nie ein reines Cover-Album.
Lediglich in der Anfangsphase auf den ersten beiden Alben „Shades of Deep Purple“ und „The Book of Taliesyn“ aus 1968 hatten sich Deep Purple an Coversongs von den Beatles (Help / We can Work it out) und weitere Klassiker wie Hush (Joe South), Hey Joe (Billy Roberts), Kentucky Woman (Neil Diamond) und River Deep, Mountain High (Spector/Barry /Greenwich) herangewagt.
Dass uns Deep Purple ein reines Cover Album präsentiert, ist sicherlich auch im Zusammenhang mit der Pandemie zu sehen. Einerseits hatte man genügend Zeit über seine Wurzeln nachzudenken und andererseits das Bedürfnis, die unfreiwillig erlangten Freiräume im heruntergefahrenen Leben ohne Touren und Konzerte (die geplante Tour zu „Whoosh“ ist komplett ausgefallen) sinnvoll zu nutzen.
Beide Aspekte hat die Band für ein hervorragendes Album mit insgesamt 12 Songs genutzt.
Mein persönlicher Favorit ist die Version von Fleetwod Mac’s „Oh Well“. Hier wirken der intensive Gesang von Ian Gillan, die Gitarrenarbeit von Steve Morse und die Keyboard-Kaskaden von Don Airey perfekt zusammen und herausgekommen ist eine sehr energiegeladene Version dieses Titels – ein echtes Highlight.
Little Feat’s „Dixie Chicken“ beginnt mit einem fast militärischen Schlagzeug-Intro von Ian Paice, die Gitarre kommt entspannt daher und die Band groovt sich in den Song hinein – alles sehr relaxt!
„Shapes of Things“ (Yardbirds) und „White Room“ (Cream) orientieren sich im Wesentlichen an den Originalen ohne sie als deren Kopie erscheinen zu lassen sondern sie mit dem unverkennbaren Deep Purple Sound zu versehen.
Beim Rhythm & Blues Standard “Let the Good Times Roll” steht ein wunderbares Solo von Don Airey an der Hammond Orgel im Vordergrund. Sehr interessant ist auch der letzte Titel des Albums „Caught in the Act“, ein Medley aus „Going Down“ „Green Onions“ „Hot ´Lanta“ „Dazed and Confused“ und „Gimme Some Lovin“. Insgesamt ein tolles Album das alte Klassiker im neuen „purplesken“ Gewand erscheinen lässt.