Clueso bittet darum „Sag mir was du willst“
Wie geht’s eigentlich weiter, wenn man alles erreicht hat und trotzdem noch so viel Leben übrigbleibt? Weitermachen, klar. Aber wie? „Keine neuen Playlist/Nur die alten Lieder, immer auf Repeat, immer wieder“, singt Clueso. So machen es die meisten.
Der Thüringer Musiker hat sich allerdings für einen anderen Weg entschieden. Seine neue Single „Sag mir was du willst“ bündelt alle klassischen Clueso-Tugenden – und ist gleichzeitig ein Aufbruch zu neuen Ufern.
„Sag mir, was du wirklich willst“, fordert Clueso hier mit drängender Intensität. Er fragt: „Was hat sich verändert, außer noch mehr Termine im Kalender?“ Ein innerer Monolog. „Auf einmal stehst du da vor dir selbst, willst reden, aber bleibst stumm“, singt Clueso.
„Freie Sicht, aber keine Klarheit“, heißt es an anderer Stelle. Eine Bestandsaufnahme: Clueso wird nächstes Jahr 40. Er hat auf den größten Bühnen gestanden und acht Gold- und Platinalben veröffentlicht. Aber was kommt jetzt?
Clueso stellt die richtigen Fragen in „Sag mir, was du willst“. Er richtet diese Fragen vermeintlich an sich selbst, sie dürften aber vielen von uns bekannt vorkommen: Was hat man erreicht, wo ist man gescheitert, was macht glücklich oder wenigstens zufrieden?
Für solche Gedanken muss man kein Popstar sein, nur ein Mensch. Das Gute: Clueso gibt keine Antworten, er behauptet nicht, im Besitz einer höheren Wahrheit zu sein.
Inhaltlich wie musikalisch changiert „Sag mir was du willst“ zwischen Emphase und Melancholie, zwischen Dringlichkeit und Introspektion. Ein unwiderstehlicher Refrain und nervöse Beats treffen auf getragene Strophen.
Von diesem Kontrast aus stupender Leichtigkeit und Melancholie, dieser ganz besonderen, hier überaus zeitgemäß in Szene gesetzten Clueso-Mischung lebt „Sag mir was du willst“. Und von diesem Wahnsinns-Refrain, den man so schnell nicht mehr vergisst.
„Der Song klang anfangs ziemlich happy und eingängig, also empfahl sich eigentlich ein Love-Song“, sagt Clueso. „Ich hatte allerdings genau deshalb keine Lust, daraus auch noch ein Liebeslied zu machen.
Von der Energie und meiner eigenen Stimmung her bin ich gerade zwar sehr gut gelaunt, ich wollte den Song aber unbedingt auch nachdenklich halten, weil ich das einfach immer bin.“
Aufgenommen hat er „Sag mir was du willst“ mit dem aus Sebastian Arman und Joacim Persson bestehenden Produzenten-Duo decco. „Wir haben uns kennengelernt und den Song gleich am ersten Tag geschrieben“, sagt Clueso.
Nachdem er traditionell große Anteile an seinen bisherigen Produktionen hatte und das letzte Album sogar komplett selbst produziert hatte, empfand er es als willkommene Abwechslung, sich diesmal auf Text und Komposition zu konzentrieren.
Loslassen und festhalten, Gas geben und Innehalten – mit „Sag mir was du willst“ tritt Clueso in eine neue Schaffensphase ein.