Zweites Alien Drive Album erschienen
Die Bitterkeit des Grunge im Britpop-Gewand – ALIEN DRIVEs zweites Studioalbum „Ghostland“, das am 01.10.2021 erschienen ist, klingt so als würden Gavin Rossdale und Liam Gallagher nach einer langen Partynacht in den 90ern plötzlich im Jahr 2021 aufwachen. Grunge ist tot, Britpop auch. Die Liebe, sie ist ebenfalls tot. „Ghostland“ ist das was übrig bleibt – die emotionale Wüste eines von Hashtags und Smartphones zertrümmerten Traumes. Dem Traum der letzten großen Generation des Rock ’n‘ Roll.
Im Vorfeld dazu erschien mit dem Song „Gun“ die erste Single, die mit geballter Energie und einem anspruchsvollen Thema daherkommt. Der von punk-rockigen Strophen und einem ausgesprochen eingängigen Refrain geprägte Song befasst sich mit der Suche nach einem Gott, der die Menschheit vor dem sie vielfach ereilenden Übel bewahren möge („We’re bleeding dry, will you save us or not?“). In Anknüpfung an diese Grundfrage wird auch das Thema der Selbstjustiz aufgeworfen, namentlich der Frage, ob und inwieweit der einzelne selbst zur Bekämpfung des Übels legitimiert sei („If I am the gun, then who are you?“). Die in „Gun“ beschriebene innere Zerrissenheit hinsichtlich der Bewahrung des eigenen Glaubens in einer Welt der emotionalen Verwüstung ist zugleich eines der zentralen Themen des Albums „Ghostland“, das diese Frage in verschiedenen Facetten und unterschiedlichen Blickwinkeln immer wieder aufgreift.
Das neue Album „Ghostland“ handelt von der Suche nach der verlorenen Liebe und dem verlorenen Gott. Der Opener „Victims on the Broadway“ lässt bereits vorausahnen, dass es hier kein Happy End geben wird. So startet das Album mit dem „Goodbye“ einer weiblichen Stimme, die sogleich von einer Gitarrenwand erstickt wird. Es ist die Stimme einer real verlorenen Liebe und eines zu früh beendeten Traumes, die ALIEN DRIVE mit leidenschaftlicher Verzweiflung in der emotionalen Wüste von „Ghostland“ suchen. Eine Suche, die sich auf der Platte in unterschiedlichen Formen präsentiert – mal anklagend, mal energisch, mal hoffnungsvoll und schließlich bitter. Starke Gitarren, melodische Vocals – mal seicht, mal kratzig. „Dying at Your Door“ ist ein weiterer anklagender Schrei in die gähnende Leere. Aber auch mit dem eigenen Versagen setzt sich das Album auseinander – mal in grungig-desillusionierter Weise („Killerboy“), mal in britpop-ironischer Manier („Sorry Again“).
Das Album endet mit der nüchternen Erkenntnis der Kapitulation. Einer Kapitulation, die in Form der Hymne „Mind Erased“ allerdings erhobenen Hauptes daherkommt, mit einer gesunden Prise Britpop-Arroganz und der bewussten Abkehr von einer Welt, in der sich ALIEN DRIVE nicht mehr zu Hause fühlen. Mit „Ghostland“ leiten ALIEN DRIVE die musikalische Rückkehr einer Generation ein, die stolz und stoisch ihre Wurzeln verteidigt. Kein Wunder – hatte diese Generation doch schon seinerzeit ihre Hymne in dem Song „Live Forever“ von Oasis gefunden.