Das erste Album von Kate Lousia ist erschienen
„Kleines Mädchen, große Schleife im Haar, singt noch unbeschwert ihr schönes Lied für Opa.“ Kate Louisa ist drei Jahre alt, als sie beim Geburtstag ihres Großvaters auf einen Stuhl klettert und ihm ein Ständchen singt. In diesem Moment wird in ihrem kleinen Herz ein Wunsch ganz groß: Sängerin werden und irgendwann ein eigenes Album veröffentlichen. Dass ihre Zukunft sie ab diesem Moment durch viele dunkle Täler führen wird, weiß sie damals noch nicht. Dass ihr erstes Album genau „Alle diese Jahre“ erzählen würde, auch nicht.
„Zu laut, zu rebellisch, zu viel Edge,“ singt Kate Louisa in einem ihrer eindringlichsten neuen Songs „Kannst Du mich lieben? (so wie ich bin)“ und erzählt darin von dem Gefühl, sich zu verbiegen, um geliebt zu werden. „Ich war anders, hab in meiner eigenen Welt gelebt. Ein kleiner Rebell, kreativ und mit viel Temperament.“ Doch das passt nicht in das Umfeld, in dem sie lebt. „Ich bekam von allen Seiten gesagt, ich sei zu laut, zu eigen, zu unangepasst.“ Sätze wie, »Wenn Du so bleibst wie du bist, wirst du immer anecken«, bringen Kate schließlich dazu, sich vollständig von sich selbst zu entfernen. Eine toxische Lebensweise, die sie auf Dauer krank macht.
Als die Angst Kate das erste Mal packt, ist sie noch ein Kind. Unfähig sich zu wehren und ohne ein Umfeld, das sie hält. „Die Angst ist ´ne Bitch. Bis heute kämpfe ich mit ihr, aber ich habe da meinen Weg gefunden,“ erzählt Kate und singt: „Wenn sie kommt“, fängt alles an zu beben, wenn sie kommt, tanz ich um mein Leben.«
„Es gab keine Beständigkeit in meinem Leben. Also versuchte ich über die Angst, Kontrolle auszuüben. Ich habe so sehr versucht mich zu verbiegen, dass ich irgendwann nur noch verschwinden wollte. Also hörte ich auf zu essen. Ein Jahr später musste ich in eine Klinik für Essstörungen.“ »Mein Puls setzt aus, sperrt mich nicht ein, ihr Götter in Weiß ihr kriegt mich nicht klein.« (Aus: Alle diese Jahre). Doch auch damit lösen sich die Ängste, die Zweifel und die Hilflosigkeit nicht auf. Der Wunsch nach Halt, nach einer sicheren Umgebung war so groß und so unerfüllt, dass Kate weiter durch ein Leben stolpert, das scheinbar nur hinter Schleiern stattfindet. Der nächste Dämon, der sie heimsucht: Depressionen. „Einmal im Jahr“ holst du mich in deine Welt, einmal weiß ich wie es sich anfühlt wenn man fällt.«Worte ohne Selbstmitleid, aber mit klarer Ansage an den Feind. »Einmal im Jahr geh ich in die Dunkelheit und da lieg ich in meinem Zelt aus Salz.« „Ich habe über Monate das Haus nicht mehr verlassen, meine Freunde kamen nicht mehr an mich ran. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon alleine gewohnt, dabei war ich erst ein Teenager. Ich wusste überhaupt nicht, was mit mir passiert. Ich saß in meiner kleinen Wohnung und habe einfach nur gebetet, dass diese furchtbare Traurigkeit aufhört.“ Und in diesen Kampf mischen sich Schulwechsel, die Scheidung der Eltern und etliche Umzüge von Mama zu Papa. »Papa schreit, Mami heult, mein kleines Herz total zerbeult.« (Aus dem Song „Alle diese Jahre“).
Ein Leben voller Irritationen und Selbstzweifeln, aber auch Wünschen und Hoffnungen. Und einem bewundernswerten Optimismus. Kate ist oft gefallen, doch ihr unbändiger Wille wieder aufzustehen, hat sie gerettet. „Ich habe meine Vergangenheit so lange versteckt. Heute, nach allem was man so machen kann um die Seele zu reparieren, bin ich stolz auf jede einzelne Narbe. Stolz, mich neu aufgestellt zu haben und ein Leben zu leben, das ich liebe.“ Sie hat Frieden geschlossen und aufgeräumt. „Ich versuche immer das Positive in den Dingen zu sehen und schaue was ich daraus lernen kann.“ In „Slowly“ singt sie deshalb: »Ich räum auf, such mir nur die besten Dinge aus, raus, auf meinem Weg, liegt nur noch was ich brauch.«
Jeder der 15 deutschsprachigen Pop-Songs auf ihrem Album „Alle diese Jahre“ beleuchtet die Schattenseiten von Kates Geschichte. Doch gleichzeitig immer mit der Aussicht, dass man aus schweren Zeiten wieder rauskommen kann. Aber nicht etwa mit klischeebehaftetem Pathos und brüchigem Timbre, sondern mit offener, klarer Stimme und positiver Botschaft. Darum geht es in diesem Album – um Freiheit. Die Freiheit zu träumen. Zu fühlen. Zu lieben. Zu zweifeln. Die Freiheit, aus sich selbst heraus zu lernen und sich zu befreien. Von Ängsten, von den Schatten dunkler Zeiten. Im titelgebenden Song „Alle diese Jahre“ befreit sich Kate: »Und dann wach ich auf und alle diese Jahre sind weg.« „Ich wünsche mir, dass wir den Mut haben im Jetzt zu leben und aufhören, unser Glück auf morgen zu verschieben. »Wir ham´ ein „Crazy schönes Life“ und ich denk maybe, sind wir das Hinterfragen leid.« Einfach an uns glauben, denn: »Es ist okay so wie wir sind zu sein!« (Aus „Wie wir sind“)
Von diesem Gefühl handelt auch „Marie“. „Stell dir vor, du bekommst nochmal ein neues Leben. Ein Leben in dem Du keine Angst hast, gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen. Wie würdest du leben?“ „Marie – du lebst dein Leben frei, du bist mittendrin, nicht einfach nur dabei. Marie – du willst dein Leben lieben, du bist aufgewacht, nicht einfach hier geblieben.“ Kate Louisa ruft zur großen Befreiungsoffensive auf: Sei wie Marie! Leb dein Leben wie es dich erfüllt und verwirkliche deine Träume.
Kates Weg als Musikerin
Die ersten Gehversuche als Musikerin wagt Kate mit zwölf. Sie schreibt erste Songs und singt mit Rolf Zuckowski im Hamburger Stadtpark. Später studiert sie Popmusik in Hamburg und nimmt am renommierten Popkurs der Hochschule für Musik und Theater teil. Auch die ersten professionellen Engagements als Schauspielerin und Sängerin folgen, unter anderem am St. Pauli Theater Hamburg, sowie Aufträge als Sprecherin für die Pro7-Fernsehreihe ‚Galileo‘ und Werbeclips von Opel, Tchibo, Nivea oder O2. Ihr musikalisches Talent bleibt nicht unentdeckt. Kate unterschreibt einen Plattenvertrag beim Major-Label ‘Warner Music’ und arbeitet in den folgenden Jahren mit den renommiertesten Produzenten und Songwritern Deutschlands zusammen. Immer auf der Suche nach der eigenen, musikalischen Identität. „Ich hatte diesen großen Wunsch meine eigene Musik zu machen. Aber durch meine turbulente Vergangenheit hab ich mich nicht getraut, mich wirklich zu zeigen.“ Also bildet nichts von all den Projekten Kate als Musikerin wirklich ab.
In „Morgens um 5“ singt Kate: »Alles hat seine Zeit. Wir haben jeden Tag die Chance, die Besten zu sein.« Und so soll es auch bei ihr sein. Nach vielen Rückschlägen setzt sie sich 2017 in einer Nacht in Hamburg selbst ans Klavier und schreibt den Song „Everybody´s Darling“ (auf der EP »Schwerer Rucksack«). Der Befreiungsschlag: Sie findet in Produzent/Bassist Jo Varain und Songwriter/Gitarrist Malte Lehnung neue Weggefährten und entscheidet sich, mit ihrem Team alles selbst zu entwickeln und zu produzieren. Sie gründet ihr eigenes Label Großstadtmusikund plötzlich ist es wie ein Dominoeffekt: die erste EP „Schwerer Rucksack“ platziert sich 2018 in den German Release Charts auf Platz 16. Die ausgekoppelten Singles „Mit dem Rücken zur Wand“ und „Mädchen ohne Land“laufen beim NDR2 90,3 im Radio und Kate sitzt als Gast im Studio. Es folgt die EP „Fühlt sich gut an“ und Kate spielt 2019 mit ihrer Band über 40 Livekonzerte in ganz Deutschland. Sie gewinnt den »Woman of the World Festivalaward« als beste Newcomerin, wird von der Presse als »die neue Pop-Hoffnung« gefeiert und singt ihre Songs als Jahreshighlight mit Künstlern wie Max Mutzke, Revolverheld, Frida Gold und Sasha auf der Bühne der Hamburger Elbphilharmonie.
„Ich hab ein bisschen länger gebraucht, um meinen Weg zu finden, aber dafür fühlt es sich jetzt richtig an. Ich bin sehr dankbar meinen Traum erfüllt und genau das Album geschrieben zu haben, das ich mir gewünscht habe. Manchmal führt der vermeintliche Umweg durch die „Kleine Luke“ direkt zum Ziel.
Kate Louisas Musik gibt Kraft. Kraft, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Zu verändern. Zu verbessern. Zu vergeben, nicht nur Anderen, sondern auch sich selbst. „Wir alle tragen unseren Rucksack und fühlen uns so oft damit alleine. Aber das sind wir nicht. Trost findet sich im Austausch und dafür lege ich meine Seele offen.“ Das ist der Grund, warum Kate ihre Geschichte erzählt. Und das über die Songs hinaus. „Während das Album entstanden ist, habe ich mich nochmal so sehr mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt, dass ich mich entschieden habe ein Buch darüber zu schreiben. Ich sitze dran und hoffe, dass es 2022 im Sommer erscheint. Vielleicht gibt es schon einen kleinen Teaser zur Album VÖ“. Es ist diese Kombination aus der Musik, aus dem Buch, aus ihrer Geschichte und ihrer Offenheit die Kate besonders macht. Und die dem Leser und Hörer Mut geben soll, dass eigene Leben in die Hand zu nehmen. Kate möchte zeigen, dass egal wie schwer der Rucksack der Vergangenheit ist, man ihn ablegen kann. Man kann sich aus allem befreien. Es ist nie zu spät, neu anzufangen. »Auch wenn irgendwer denkt, ich bin viel zu spät dran, dann hat er nicht gesehen, ich fang gerade erst an« (aus »Ich fang gerade erst an«).