Im April 2022 erscheinen diverse Sparks Alben als Neuauflagen
Es hat vermutlich nie eine bessere Zeit gegeben, um ein Fan der Sparks zu sein – das Interesse an der Arbeit von Ron und Russell Mael ist so groß, wie seit ihrem Durchbruch in den 1970er Jahren nicht mehr.
So wurden sie für ihren Musical-Film „Annette“ aus dem Jahr 2021, bei dem Leos Carax Regie führte und mit Adam Driver und Marion Cotillard in den Hauptrollen, vor allem in Frankreich mit Auszeichnungen geradezu überhäuft: Nicht nur, dass Leos Carax in Cannes den Preis für die beste Regie erhielt, der Film wurde darüber hinaus auch mit drei Lumières Awards und fünf César Awards ausgezeichnet – die Auszeichnungen in der Kategorie für die beste Originalmusik ging an Ron und Russell.
Seit ihrer Kollaboration mit Franz Ferdinand für das Album „FFS“, das sie im Jahr 2015 wieder zurück in die Top 20 der UK Charts katapultierte, haben sich Sparks mittlerweile erneut zu beständigen Stammgästen in den Charts etabliert – mit ihren nachfolgenden Alben „Hippopotamus“ (2017) und „A Steady Drip, Drip, Drip“ (2020) erreichten sie sogar jeweils Platz sieben.
Der gefeierte, ihre gesamte Karriere überblickende Dokumentarfilm „The Sparks Brothers“ aus dem Jahr 2021, für den kein Geringerer als Edgar Wright (Shaun Of The Dead, Hot Fuzz, Baby Driver) für die Regie verantwortlich zeichnet, machte Sparks mit einem Mal sogar in Ecken und Winkeln der Welt bekannt, die sie zuvor noch nicht erreicht hatten – die ultimative Kultband findet sich erneut mitten im Spotlight und damit auch im Mittelpunkt des Interesses.
Ein perfekter Zeitpunkt, um ihre Arbeit seit der Jahrhundertwende mit der „21st Century Sparks“-Collection (via BMG) zu feiern, die in Form von Deluxe-Neuauflagen auf CD und Vinyl veröffentlicht werden.
Der erste Schwung erscheint bereits am 29. April dieses Jahres und wird das technozentrische Übergangswerk „Balls“ (2000), das minimalistisch-maximalistische Meisterwerk „Lil‘ Beethoven“ (2002) sowie das opernhaft anmutende Rockmonster „Hello Young Lovers“ (2006) umfassen. Die zweite Welle folgt einen Monat später am 27. Mai und vervollständigt die Reihe der Wiederveröffentlichungen mit dem komplexen, in sich verschachtelten Werk „Exotic Creatures Of The Deep“ (2008) und dem ambitionierten Radio-Musical „The Seduction Of Ingmar Bergman“ aus dem Jahr 2009.
Diese insgesamt fünf Alben – jedes einzelne von ihnen für die „21st Century Sparks“-Collection neu gemastert – und ihre jüngeren Studioveröffentlichungen „Hippopotamus“ und „A Steady Drip, Drip, Drip“ zeichnen zusammengenommen auf höchst beeindruckende Weise den Weg einer außergewöhnlichen und einzigartigen Renaissance der Mael-Brüder. Einige der fünf wiederveröffentlichten Alben waren lange Zeit vergriffen und bei Sparks-Sammlern sehr begehrt. Das zusätzliche Bonusmaterial auf dem CD-Format und den digitalen Versionen (mit der einzigen Ausnahme von „The Seduction Of Ingmar Bergman“), von dem ein Großteil bisher unveröffentlicht war, macht diese Alben zu einem absoluten Muss für neue, aber auch für eingefleischte Fans.
Ebenfalls sehr zur Freude ihrer zahlreichen Anhänger fallen die Veröffentlichungen mit der bisher größten Nordamerika-Tournee der Sparks zusammen, die mit zwei spektakulären Konzerten in ihrer Heimatstadt Los Angeles begann. Die Termine reichen – mit weiteren Stationen in Europa – bis in den Sommer 2022 hinein (Infos).
Auch denjenigen, die bisher nur oberflächlich mit Sparks in Berührung gekommen sind, dürften mit den Grundkenntnissen über die Band vertraut sein. Dürften also wissen, dass die kalifornischen Brüder Ron und Russell Mael, beide Studenten an der UCLA, in den späten Sechzigern und damals noch unter dem Namen Halfnelson begannen, gemeinsam Musik zu machen. Dürften wissen, dass sie mit ihrem Top Of The Pops-Debüt „This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us“ eine ganze Generation verblüfften und ihnen damit beinahe sogar eine Nr. 1 der UK Charts gelang. Dass ihre Karriere viele verschiedene musikalische Phasen durchlief, darunter (aber nicht nur) Art-Rock, Glam, Big-Band-Swing, Elektro-Disco, New Wave und Synthpop, und nicht zuletzt auch, dass sie mit Todd Rundgren, Les Rita Mitsouko, Tony Visconti und Giorgio Moroder (sowie dem bereits erwähnten Franz Ferdinand) zusammengearbeitet haben.
Und natürlich ist ihnen auch bekannt, dass das unverkennbare Markenzeichen von Sparks die Verschmelzung komplizierter Stakkato-Arrangements von Keyboarder und Songschreiber Ron mit der fast hysterisch anmutenden Falsettstimme von Russel ist, die die stets auf den Punkt gebrachten Songtexte seines Bruders auf diese einzigartige Weise vorträgt. Dass Rons strenges, einschüchterndes Gesicht und seine stille, mitunter fast komplett bewegungslose Bühnenpräsenz in einem extremen Kontrast zu Russells Hyperaktivität steht. Sie wissen auch darum, dass ihre Popularität in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten katapultartig in unvorhersehbare Höhen geschnellt ist – darunter Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Skandinavien, Japan und natürlich in ihrem Heimatland, den Vereinigten Staaten.
Und auch, dass sie mit Labeln wie „die großartigste Band, die du je gehört hast“ oder „die Lieblingsband deiner Lieblingsband“ einen ungeheuren Einfluss und Impact auf mehrere Generationen von Künstlern hatten – angefangen von Joy Division über Duran Duran, Depeche Mode, Björk, Beck bis hin zu The Darkness und vielen anderen.
Sollte es also eine Wissenslücke bei neuen oder sogar langjährigen Sparks-Bewunderern geben, dann könnte es vielleicht das frühe 21. Jahrhundert sein: die entscheidende Periode in den 2000er Jahren und damit die Zeit zwischen der Hochphase ihres ersten Ruhmes und ihrem aktuellen Erfolg, da das Duo seine Muse wiederentdeckte und einige ihrer besten Alben veröffentlichte. Die via BMG veröffentlichte „21st Century Sparks“-Kollektion mit den Deluxe-Editionen auf CD und Vinyl schließt diese Lücke.
Im sechsten Jahrzehnt ihres Schaffens sind die Sparks so relevant wie nie zuvor – „21st Century Sparks“ zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sie es geschafft haben, an diesen Punkt zu gelangen.