Johannes Oerding – Konturen
Rund zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Album „Kreise“ und der entsprechenden ausgedehnten Tournee meldet sich Johannes Oerding mit seinem neuesten Album zurück.
Und wer bereits auf „Kreise“ gedacht hat, dass dieses Album das Meisterwerk des sympathischen deutschen Popsängers wäre, der sieht sich bereits nach den ersten Songs auf „Konturen“ eindrucksvoll widerlegt. Starke Titel, die musikalisch hervorragend arrangiert und mit wunderbaren Melodienbögen und Harmonien versehen sind, erzeugen in Kombination mit dem außergewöhnlichen Gesang von Johannes Oerding eine Atmosphäre, die kaum zu übertreffen ist.
Johannes Oerding reflektiert auf „Konturen“ das gegenständliche Bild unserer Gesellschaft. Kritisiert die Oberflächlichkeit der Selfie-Generation, warnt vor zu viel Bildschirm- und Handyabhängigkeiten und plädiert für mehr Besinnung auf seine eigene Meinung, seine eigenen Gefühle, analog und nicht digital durch Soziale Medien und andere mediale Einflüsse gesteuert.
Und diese Wertevermittlung, die zugleich Warnung und Aufrütteln ist, ist in kleine Geschichten verpackt, die zwar metaphorisch aber dennoch klar und in der Message deutlich kommentieren und hinterfragen. Die verschiedenen „Konturen“ mit denen sich ein großer Teil der Gesellschaft und auch gerade der jüngeren Generation immer wieder in Szene setzt, sind oftmals in ihrer Darstellung und ihrem Werteverständnis nach verschleiert und man sieht und nimmt nur die oberflächlichen „Konturen“ der Personen wahr.
Diese gefährliche Entwicklung kritisiert Johannes Oerding zurecht und vor allem als Sprachrohr der jüngeren Gegenration vor allem zur richtigen Zeit. Wo sind die wahren Werte hingekommen? Was ist es wert, gehegt und gepflegt zu werden? Wo ist die Besinnung auf die persönliche Situation und die Gefühlswelten der eigenen MItmenschen, der Umwelt? Und wo ist die Tiefgründigkeit von direkten Diskussionen, vis á vis und nicht über Bildschirme oder über mit Filter beschönigte Bilder in Sozialen Medien?
Viele Fragen, die auf „Konturen“ immer wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Als gute Beispiele dafür stehen Titel wie „Anfangen“, „An guten Tagen“, „Vielleicht im nächsten Leben“, „Wenn du gehst“ oder auch „Blinde Passagiere“
Erstmals singt Johannes Oerding ein gemeinsames Duett mit seiner Lebenspartnerin Ina Müller. Und „Ich hab dich nicht mehr zu verlieren“ ist eine wunderschöne ruhigere Nummer, die eine Hommage an die Kernwerte einer Beziehung ist, die das gemeinsame Zusammensein auch stets an die Freiheiten der Individuen knüpft.
Und somit schließt sich der Kreis, denn auch speziell die Liebe ist das höchste Gut, das wir Menschen im Leben in sozialer Hinsicht haben – und dafür muss man sich immer offen, intensiv und komplett dem anderen öffnen – und ihm/ihr nicht nur seine „Konturen“ zeigen. Man kann sich für dieses Album nur vor Johannes Oerding verneigen!