Soeckers veröffentlichen Debütalbum „Kopfkarussell“

Fangen wir mal ganz vorne an: Soeckers – was ist das für ein Name? Nun, der geht zurück auf einen jungen Mann aus Ahaus, ohne den es diese Band vermutlich nicht geben würde. Gitarrist Nils Temme erzählt: „Ich kannte Soeckers, so der Spitzname eines Kumpels, schon aus der Schule, und er kannte wiederum unseren Sänger Johannes Schulte über Umwege. Irgendwie hat er uns zusammengeführt, und gemeinsam haben wir uns dann überlegt, eine Band zu gründen.“ In Julian Marpert fand man noch den passenden Bassisten, ans Schlagzeug setzte sich Nils‘ Bruder Lars. Der anzustrebende Sound war schnell definiert: „Wir kommen alle aus kleineren Dörfern rund um Münster, und in der Gegend gibt es halt gar nicht so viele junge Leute, die so eine Art von Musik hören und entsprechend machen wollten. Schon von daher war schnell klar, in welche Richtung das gehen wird“, berichtet Nils.

Im Grunde war die Bandgründung aber doch eine Überraschung, denn als Soeckers sich 2014 zusammenfanden, „waren das vier Typen, die mit Musik bis dahin nicht viel am Hut gehabt hatten“, wie Nils ehrlich erzählt. „Da gab es anfangs im Umfeld schon so eine Haltung: Okay – die Jungs machen jetzt Musik? Aha.“, lacht er. Und Julian ergänzt: „Zu Beginn mussten wir halt auch nehmen, was wir kriegen konnten, und so habe ich Bassspielen letztlich auf einer Fender Stratocaster gelernt.“ Trotzdem gingen sie nicht den typischen Weg von jungen Musikern, die erst mal ihre Instrumente bedienen lernen müssen, indem sie ihre Lieblingssongs covern. Stattdessen setzten sie von Anfang an auf Eigenkompositionen im von vorne herein abgesteckten Rahmen. Und der lautet: Roher, direkter, mitreißender Garagenpop mit deutschen Texten, ein bisschen Libertines und Strokes, eine Prise Arctic Monkeys. Aber letztlich doch (und dies nicht zuletzt aufgrund der deutschen Texte): Voll und ganz Soeckers. „Klar mögen wir alle die Strokes, das lässt sich wohl auch schlecht verleugnen“, grinst Julian. „Aber letztlich sind wir doch sehr viel stärker britisch geprägt, und zwar durch alle Jahrzehnte: von den Beatles über Oasis bis zu Pete Dohertys Bands – das sind schon unsere Lieblinge.“

In der Unbefangenheit, mit der die vier erst werdenden Musiker den Sound von Soeckers definierten, steckt aber bis heute eine besondere Qualität. Denn ihnen gelingt etwas in Reihe, das arrivierte Musiker häufig als die größte kompositorische Herausforderung beschreiben, und das ist: Songs zu schreiben, die positiv, uplifting und fröhlich sind, ohne dabei cheesy oder einfältig zu klingen. Im Gegenteil: Jeder Song wirkt extrem durchdacht, die Hooks und melodiösen Gitarrenlicks sitzen stets an der richtigen Stelle, die Songs kommen auf den Punkt, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang banal zu klingen. Auf dieses Geheimnis angesprochen, sagen beide Gesprächspartner wie aus der Pistole geschossen: „Schön, dass das so wirkt. Aber ein Geheimnis gibt es dabei für uns nicht. Das einzige Geheimnis ist: nicht zu viel drüber nachdenken, sondern intuitiv einfach alles weglassen, was ein Song aus unserer Sicht nicht braucht. Da reicht es uns, dass wir selber halt extreme Musikfans sind, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.“

Nach den ersten Anfängen und dem Erarbeiten der frühesten Songs stießen Soeckers recht schnell auf viel Gegenliebe. Ihre Konzerte wurden mächtig befeiert, und auch die „Pros“ zeigten sich schnell begeistert. So gelang es Soeckers etwa, über die Musikerinitiative Ahaus Kontakt zu knüpfen zu professioneller Unterstützung, die man nun auch auf ihrem Debütalbum „Kopfkarussell“ hört.

Denn über diese Ebene lernten Soeckers auch Paul Gallister (u.a. verantwortlich für die Wanda-Alben) kennen, der sich im Anschluss als Produzent von „Kopfkarussell“ zur Verfügung stellte. Und mit Peter Schmidt (u.a. Kraftklub, Selig, Wir sind Helden, Olli Schulz) fanden sie obendrein den perfekten Engineer. Gallister und Schmidt waren sich schnell mit der Band darüber einig, was „Kopfkarussell“ transportieren soll, wie Julian berichtet: „Im Fokus stand, dass wir die Platte so produzieren, dass wir darauf möglichst nah an unserem Livesound sind. Deshalb haben wir die gesamte Platte auch live eingespielt, weil wir auf diese Weise dieses energetische Feeling unserer Konzerte am besten umsetzen können.“

Nun, nach über 100 gespielten Konzerten – darunter einen mitreißenden Gig beim Haldern Pop 2019 oder eine ganze Reihe im Vorprogramm von Madsen, Wanda, Granada und AnnenMayKantereit – sind Soeckers endgültig bereit, Deutschland im Sturm zu nehmen. Und das wird ganz sicher passieren, denn „Kopfkarussell“ ist ein Debütalbum von einer demonstrativen Lockerheit und kompositorischen Grandezza, wie man es wirklich nur selten vernimmt. Soeckers damit als „die deutschen Strokes“ zu bezeichnen, greift definitiv zu kurz, ist als Hinweis für das zu Erwartende aber auch nicht ganz verkehrt. Es dürfte daher höchstens einige Monate dauern, bis sich in Deutschland die Referenz „das klingt wie Soeckers“ festsetzt.
(Sascha Krüger)

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