Deine Lakaien läuten „The Walk“ ein
Wenn eine so langlebige Band wie Deine Lakaien, durch deren Werksbiographie sich Begriffe wie Einzigartigkeit, Abwechslungsreichtum und Unberechenbarkeit wie ein Roter Faden ziehen, nach über dreißig Jahren ein Album mit Cover-Versionen ankündigt, darf man auf eine höchst ungewöhnliche Sammlung gespannt sein, die jegliche Hörererwartung unterläuft.
Nachdem Ernst Horn und Alexander Veljanov als erste Vorboten auf ihr Konzeptalbum „Dual“ ihre eigenwillige Interpretation des von Bruce Springsteen co-komponierten Patti-Smith-Klassikers „Because The Night“ und die dazugehörige Eigenkomposition „Because Of Because“ präsentierten, haben sie sich für die dritte Single eines Genres bedient, das man am ehesten mit der deutschen Dark-Wave-Pop-Institution Deine Lakaien assoziieren dürfte.
The Cure zählen fraglos nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch inspirierendsten Vertretern eines Genres, in dem sich schließlich 1985 der klassisch ausgebildete, der Avantgarde ebenso wie der vielseitigen elektronischen Musik zugewandte Ernst Horn und der gleichermaßen im französischen Chanson, in der Post-Punk- als auch in der Dark-Wave-Szene beheimatete Alexander Veljanov zu Deine Lakaien formiert haben. Gerade nach den düsteren, weltschmerzbehafteten Frühwerken „Seventeen Seconds“, „Faith“ und „Pornography“ vollzog die britische Band um den charismatischen Frontmann Robert Smith mit den nachfolgenden Singles „Let’s Go To Bed“, „The Love Cats“ und „The Walk“ eine Hinwendung zu ungewohnt fröhlichen, rhythmisch verspielten und elektronisch geprägten flotten Gute-Laune-Sounds, die in dieser Form nie wieder von The Cure zu hören gewesen sind. Dass sich Deine Lakaien gerade nicht für einen der The-Cure-typischen und für sich selbst ebenso adäquaten Track aus Robert Smiths allgegenwärtigen Düster-Periode entschieden haben, sondern für einen so flippig-tanzbaren Hit wie „The Walk“, überrascht dabei ebenso wie die übrige Auswahl an Cover-Songs auf „Dual“, die Deine Lakaien in ihren ganz eigenen musikalischen Kosmos überführt haben.
Bereits mit den ersten Tönen der neuen Deine-Lakaien-Single greift das eingespielte Duo den Retro-Charme des Originals mit leicht schepperndem Synthie-Beat und simplen Harmonien auf und beweist einmal mehr seine umfassende musikalische Vielseitigkeit, denn am Ende klingt „The Walk“ wie ein ureigenes Stück von Deine Lakaien, was Alexander Veljanovs charismatischer Stimme ebenso zu verdanken ist wie Ernst Horns Sinn für vertrackte, gern analoge Synth-Sounds.
„,The Walk‘ war für einen Synthesizer-Altfreak wie mich natürlich eine willkommene Gelegenheit, schöne alte Sounds in einfachen Tonfolgen zu feiern, wobei ich mir an der Hookline regelrecht die Zähne ausgebissen habe. So schön schmutzig wie auf dem Original habe ich es wohl nicht hinbekommen“, berichtet Ernst von den besonderen Herausforderungen, diesen The Cure-Klassiker in ein Deine Lakaien-Gewand zu formen. „,The Walk‘ ist da wirklich klingende Werbung für den Originalsound eines Vintage-Synthesizers. Viel Spaß hat auch der Instrumentalteil, eine Steigerung zum letzten ,Take me to the Walk‘ hin, gemacht, wo man seine Gerätschaften mal ordentlich von der Leine lassen konnte.“
Für Alexander fällt „The Walk“ mit seinen eigenen Anfängen bei Deine Lakaien zusammen. Doch so sehr ihn die Musik von The Cure geprägt hat, ist er mühelos in der Lage, allein mit seiner Stimme auch bei Fremdkompositionen einen ganz eigenen Ausdruck zu finden, und versucht gar nicht erst, wie Robert Smith zu klingen. „Es war für mich spannend, die Stimmung des Originals zu interpretieren und diese gesanglich weiterzuspinnen, ohne den speziellen Gesangsstil Robert Smiths zu imitieren“, kommentiert Alexander seinen Ansatz, „The Walk“ zu interpretieren. „Es sollte nicht typisch nach ‚Alexander Veljanov‘ klingen, sondern eher so, als ob ich zum Zeitpunkt der Entstehung des Originals bereits die Chance gehabt hätte, dieses Lied zu singen.“
Nach „Because The Night“ und „Because Of Because“ macht „The Walk“ neugierig auf das einzigartige Doppel-Album „Dual“ (VÖ: 16.04.2021), auf dem Deine Lakaien neben zehn Cover-Versionen auch ein Album mit dazugehörigen Eigenkompositionen präsentieren, denn bereits die ersten drei Singles geben einen Vorgeschmack auf die musikalische Vielfalt, die dieses außergewöhnliche Album offenbart.