Maschine hofft auf „Bessere Tage“
Gute Nachrichten: Dieter „Maschine“ Birr arbeitet an einem neuen Album, das Ende 2022 erscheinen soll. Es ist sein erstes auf Premium Records, die auch Extrabreit und Klee unter ihre Fittiche genommen haben. Einen ersten Vorgeschmack bietet seine neue Single „Bessere Tage“. Maschine, von 1969 bis 2016 Kopf und Herz der Puhdys mit über 20 Millionen verkauften Tonträgern, ist so etwas wie der Boss des Ostrocks. Nicht im Sinne von Chef, sondern in dem von Springsteen.
Der Zufall will es, dass gerade allerorten von Udo Lindenberg geredet wird. Der Mann ist 75 geworden und inszeniert sich angemessen. Maschine ist eine Art ostdeutsches Gegenstück. Beide haben ein Leben on the road hinter sich, unsterbliche Lieder und deutsche Rockgeschichte geschrieben. Udo mehr der coole, durchgeknallte Paradiesvogel; Maschine der ehrliche, geerdete Kumpel in Lederjacke.
Lindenberg hat gefeiert. Maschine, zwei Jahre älter, hat ein neues Lied geschrieben und dazu einen wunderbaren Videoclip auf den leeren Straßen in Berlin-Mitte gedreht. Seine Gedanken geschildert zu dem Thema, das uns alle derzeit am meisten bewegt, seine Sicht auf die „tragischen Tage“. Auf eine Welt, die zum Stillstand gekommen schien. Tote Tage reihten sich zu leeren Wochen, die wieder zu bleiernen Monaten: „Die Welt hat sich verändert, alles auf Distanz“.
Maschine zeigt das ganze Elend: Leere Kneipen ohne Lachen, „maskierte Gesichter dürfen nicht tanzen“. Es sind nicht nur Kinder, die sich nach ihren Freunden sehnen. Und er benennt auch das Schwerste für ihn, der sein ganzes Leben vor allem Musik gemacht hat – und nun: „Tote Bühnen ohne Lieder.“ Aber er kommt nicht mit einem elegischen Klagegesang. „Bessere Tage“ ist eine griffige Nummer. Klare Akkorde in stimmigen Harmonien. Das hat Kraft, aber auch Melodie, das ist kantig (Maschine kann gar nicht anders), aber trotzdem sehr homogen: Starke Aussage auf eingängigen Linien.
Maschine steht zu seiner Verwundbarkeit: „Die Enge im tristen Alltag wiegt so schwer!“ Aber er jammert nicht. Das ist einfach nicht seine Art, war es nie. Er weiß, dass auch dieser Tunnel einen Ausgang hat und es dort Licht gibt. Die Hauptsache ist, sich nicht aufzugeben: „Ich weiß, sie kommen wieder, all die ungesung´nen Lieder!“
Schade, dass wir in diesen düsteren Tagen so wenig Songs gehört haben, die einfach Mut machen. So wie dieser. Umso schöner, dass auf Maschine Verlass ist.