An Inspector Calls

Diese im Auftrag der BBC im Jahr 2015 produzierte Verfilmung des gleichnamigen Theaterstückes von J.B. Priestley ist auf eine sehr sensible und zeitlose Weise umgesetzt worden. Es geht um eine britische Unternehmerfamilie der Oberschicht, die gerade dabei ist, die Verlobung ihrer Tochter mit dem Sohn einer anderen reichen Unternehmerfamilie zu feiern und einen Selbstmord einer jungen Frau, die dieser Schicht nicht angehörte. Aber wie sich im Laufe des Filmes, der die Befragung eines Inspector Gooles zum zentralen Inhalt hat, hatte die Tote zu allen Anwesenden der Feierlichkeit eine Beziehung, die das Schicksal der jungen Frau nachhaltig und schicksalhaft beeinflusste.

J.B. Priesteley prangerte in seinem Stück die Oberflächlichkeit und das herablassende Verhalten der Reichen gegenüber ärmeren Mitbürgern an. Die Oberflächlichkeit der Schichtenzugehörigkeit und die damit oftmals verbundene herabwürdigende Verhaltensweise gegenüber Personen, denen das persönliche Schicksal nicht so hold gewesen ist.

Der plötzlich und für die Beteiligten unverhofft in die Feierlichkeit herein platzende Inspector befragt die Personen einzeln zu ihrer Beziehung zu der jungen Toten und fördert auf geschickte Weise die Wesenszüge der Familienmitglieder und auch die angehenden Verlobten der Tochter an die Oberfläche. Und zum Ende hin schafft der Inspector es durch seine geschickte Art der Befragung scheinbar, dass die Gesellschaft sich und ihr Verhalten hinterfragt und eigene Fehler erkennt, um sich zukünftig zu ändern. Doch dass das ein schmaler Grat und Einsicht eine der schwerst zu lebenden Tugenden der Gesellschaft ist, stellt sich dann zum Ende des Films auf erschreckende und zugleich leider auch zu erwartende Weise dar.

Der Film adaptiert das Theaterstück sehr gut, füllt das Geschehen mit Leben und überbringt die dem Autoren seinerzeit so wichtige Botschaft durch die Kraft der Bilder und Worte eindrucksvoll und vor allem nachhaltig. Über knapp 90 Minuten hinweg ist man als Zuschauer gefesselt von der Handlung, dem Geschick der Fragestellungen und der außergewöhnlichen Befragungsweise des Mannes, der als Inspector am Abend an der Tür der Verlobungsgesellschaft klingelt.

„An Inspector Calls“ spielt zwar im Jahr 1912, ist aber auch über 100 Jahre später im Hinblick auf das Kernthema aktueller denn je. Tolle schauspielerische Leistungen, famose Kameraeinstellungen und interessante Dialoge lassen nicht nur in soziale Abgründe der Oberflächlichkeiten blicken, sondern bieten auch den perfekten Nährboden für jeden Zuschauer, sich selbst in seinem Verhalten gegenüber seinen Mitbürgern einmal zu hinterfragen.

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