Altes Land
„Altes Land“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans der Autorin Dörte Hansen. Man hat es bei dieser filmischen Umsetzung sehr gut verstanden, die unterschiedlichen Zeiten, in denen sich der Roman bewegt, umzusetzen und in einem steten Wechsel in die rund 180 Minuten lange Filmversion miteinzubinden.
Wie das Buch so beschreibt auch der Film die Themen von Vertreibung, Liebe, Fürsorge und posttraumatischen Belastungsstörungen bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen, die die erlebten Schicksale mit sich brachten und auch in der Gegenwart bei anderen betroffenen Menschen noch immer mit sich bringen.
Es geht um das familiäre Schicksal einer Familie, es geht um Flucht aus Ostpreußen nach dem Zweiten Weltkrieg, um Fremdenfeindlichkeit, den eigenen Schutz aus Angst vor neuen Schicksalsschlägen und den Entzug von Liebe aus Egoismus und Unkenntnis.
Der Film beschreibt – analog zum Roman – das Schicksal der Vera, die von Iris Berben unfassbar gut mit Leben gefüllt wird. Und „Altes Land“ zeigt die unterschiedlichen Lebensabschnitte der Hauptfigur – als Kind, als Jugendliche, die wie ihr Stiefvater Karl plötzlich von ihrer Mutter verlassen wird, als erfolgreiche Ärztin und als alte Frau, die durch die Verläufe in ihrem Leben gezeichnet und oftmals emotional in ihrer Haut gefangen und nicht wirklich zum Aufbau von emotionalen Beziehungen zu anderen Mitgliedern ihrer Familie in der Lage ist.
Vera pflegt ihren Stiefvater Karl, eindrucksvoll von Milan Perschel gespielt, bis zu seinem Tod. Und dieser Weg war kein leichter, denn Karl kam als Verwundeter aus dem Krieg zurück. Und diese starke Bindung zwischen Vera und Karl überlagert viele Geschehnisse des Films und unterstreicht, die wahre Liebe, die Vera nicht nur von ihrem Stiefvater bekommen hat, sondern auch, wie sie ihm diese durch ihre stete Pflege von Karl zurückgibt.
Zudem werden in „Altes Land“ aber auch die Zusammenhänge des dörflichen Lebens sehr gut dargestellt. Und speziell in dem Landstrich rund um Stade, dort wo viele Obstbauern ansässig sind, drehten sich die Uhren schon immer etwas anders. Diese in den jeweiligen Nachbarn und Zugezogenen verankerten Verhaltensweise stellt „Altes Land“ ebenfalls sehr gut heraus und so wird dieser Film zu einem wertvollen und zeitgenössischen Gut, das sich jeder, der die damaligen Zustände des Krieges und die daraus für alle resultierenden Nachwirkungen nicht wirklich vorstellen kann, unbedingt anschauen sollte.
„Altes Land“ zeigt in tollen Einstellungen, famosen Bildern und hervorragend gecasteten und spielenden Schauspielern eine erschreckend authentische Fiktion und ist einer der besten Filme des Jahres 2020.