Max Giesinger weiß „Irgendwann ist jetzt“
Machen wir uns nichts vor: Dass Max Giesinger, wie in der ersten Zeile seiner neuen Single angekündigt, irgendwann sein Handy ins Meer schmeißt, wird wohl nie passieren. „Künstlerische Freiheit“, sagt Max und grinst. Aber Freiheit ist überhaupt ein gutes Wort in diesem Zusammenhang, denn im Kern geht es um genau die in „Irgendwann ist jetzt“, dem Stück, mit dem Max 2021 einläutet. Was total Sinn ergibt, denn vor allem um Freiheit geht es ja gerade auch in ihm selbst.
Zum Beispiel die Freiheit, auch mal „Nein“ zu sagen – eine simple Aneinanderreihung von vier Buchstaben, von der Giesinger in den ersten drei Jahrzehnten seines Lebens kaum Gebrauch gemacht hat. Hat jede Einladung angenommen, ist in jede Show gegangen, ist immer mit den anderen um die Häuser gezogen, immer Teamplayer, immer ein verlässlicher Ablieferer, der penibel darauf aufpasste, dass es allen gut ging. Nur auf sich und seine eigenen Bedürfnisse hat er nicht immer so genau geschaut. Aber es ist etwas aufgebrochen in ihm im vergangenen Jahr: Der 32-Jährige emanzipiert sich immer öfter von dem Gefühl, everybody’s darling sein zu müssen. „Irgendwann höre ich nur noch auf mich selbst“, singt er auf seiner neuen Single, „auch wenn das dann nicht jedem gefällt“.
Es ist eine Hymne der Eigenverantwortung geworden, dieses Stück. Und Hymnen kann er wie nun mal kaum ein Zweiter in diesem Land, das haben wir in den vergangenen Jahren lernen dürfen, siehe „80 Millionen“, „Wenn sie tanzt“ oder „Legenden“. Die Sache mit der Eigenverantwortung aber wird erst jetzt mehr und mehr ein Teil von ihm. „Irgendwann ist jetzt“ heißt einerseits: Schluss mit dem Gelaber über die eigenen Wünsche und unerfüllten Lebensträume. Aufs Land ziehen, auch mal ein paar Dampfer uneingecheckt vorbeifahren lassen, die richtige Frau finden und ihr (nein: sich selbst) vertrauen: das liegt für ihn nicht mehr in einer nebulösen Zukunft. Er ist soweit. „Irgendwann ist jetzt“ heißt aber auch: Giesinger ist sich selbst näher gekommen. „Ich fang endlich an zu glauben, dass alles was ich brauche schon immer in mir steckt“, das ist vielleicht die wichtigste Zeile des Songs, den Max im Sommer 2020 mit seinem besten Kumpel Steffen Graef und Joe Walter geschrieben hat.
Aber nicht nur den. „Irgendwann ist jetzt“ ist ein ziemlich amtlicher Auftakt für ein neues Album, das später im Jahr kommen wird. Mit Stücken, die so nah am Giesinger’schen Emotionszentrum entlang balancieren wie selten zuvor. Kindheit, Familie, die eigene Beziehungsunfähigkeit: nichts bleibt unangetastet, kein Schmerz unbehandelt. Spannend, oder?