George Orwell – Farm der Tiere
Der Fabel Buchklassiker von George Orwell erscheint in einer neuen Aufmachung und einer neuen Übersetzung aus der Feder von Lutz W. Wolff beim dtv Verlag. Und erschreckender Weise ist der im Jahre 1944 geschriebene Roman, der stets als Mischung aus politischer Satire und Fabel angesehen wurde, aktueller denn je.
George Orwell hat sich mit „Farm der Tiere“ politisch auf eine sehr geschickte und durch die Darstellung der Umgehensweise und Entwicklung der Tiere nach der Übernahme der Farm des Säufers Mr Jones auch bildhaft dargestellte Weise politisch positioniert. Mit der für ihn vorhersehbaren Entwicklung des gegenseitigen Miteinanders, das anfänglich mit den gleichen Rechten und Pflichten für alle Tiere umgesetzt und gelebt werden sollte, übte George Orwell massive Kritik am totalitären System der Sowjetunion aus. Der Sozialismus, der das Wohl über die Menschen der Staaten bringen sollte und stets als die gerechteste aller Staatsformen angepriesen wurde, war, ist und bleibt eine blanke Theorie, die in der realen Welt nicht umsetzbar ist. Und Schuld daran ist der Machtdrang einzelner Kreaturen – in „Farm der Tiere“ sind es als belegende Beispiele die unterdrückten Tiere.
Diese begehren auf, stürzen und verjagen ihren menschlichen Peiniger und wollen fortan in Selbstverwaltung und Gerechtigkeit für alle ihren alten Zustand der Unterdrückung nie wieder aufkommen lassen. Doch dieses Vorhaben zerbröckelt und Intrigen, Unwahrheiten und erneute Unterdrückung sind die Folgen, die erneut entstehen. Und das Aufbegehren gegen diese neuen Zustände – im Roman auf der Farm, aber ansonsten auch im realen Leben – wird oftmals durch Falschinformationen und Bedrohungen und andere unwürdige Arten der Manipulation im Keim zu ersticken versucht.
Mit jeder Seite diese sehr guten neuen Übersetzung des „Farm der Tiere“ Romans wird dem Leser, der die Zeiten der DDR mitbekommen und auch heute noch die Situation in Staaten wie Weißrussland, Nordkorea oder auch China miterlebt, der vorprogrammierte Strudel mehr und mehr bewusst, in welchen man sich mittels derartiger politischer Ausrichtungen befindet. Der frühere Grundgedanke, dass alle Menschen eines Staates gleich sein sollen, ist nach wie vor lobenswert aber nicht haltbar und das zeigt George Orwell in „Farm der Tiere“ direkt, metaphorisch beeindrucken und erschreckend.
Sehr schön sind zudem das neue Vorwort, indem Ilja Trojanov die Art des Schreibens von George Orwell direkt aufgreift und quasi in einer Art Gespräch mit einem Nachkommen einer der bemerkenswertesten Figuren des Romans interessante Gedanken aufwirft und anfängliche Informationen gibt. Und im Nachgang zu der eigentlichen Geschichte gibt es dann noch viele sehr gute Erläuterungen zu verwendeten Begriffen und Umschreibungen der Novelle und eine kurze stichwortartige Biografie des Autors. Alles in allem eine wunderbare Neuauflage dieses Buches, dass man unbedingt gelesen haben sollte.