Nele Neuhaus – In ewiger Freundschaft
Der zehnte Fall für das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Sander führt die beiden und ihr Team in die Tiefen der familiären und in Teilen elitären Gesellschaft rund um das Buchverlagswesen. Es geht um Missgunst, Rache, Intrigen, Lügen und Vorteilsnahme sowie um sexuelle Belästigung. Viele Themengebiete, die in einen Roman auf den ersten Blick gar nicht so einfach unterzubringen sind.
Doch Nele Neuhaus schafft es auch in „In ewiger Freundschaft“ erneut, ihren Hauptcharakteren einen unglaublich spannenden, kurzweiligen und vor allem wiederum sehr facettenreichen Fall an die Hand zu geben.
Alles fängt mit einer verschwundenen ehemaligen Programmleiterin eines renommierten Buchverlags an. Die Frau hatte das Vorhaben, wegen Unstimmigkeiten mit anderen wichtigen Personen ihres (früheren) Arbeitgebers, diesem den Rücken zuzukehren und einen eigenen Verlag zu gründen. Und im Rahmen der Vorbereitungen versuchte die Verschwundene, möglichst viele der alten Weggefährten, Autoren und vor allem auch Geldgeber für sich und ihre eigene Verlagsneugründung zu gewinnen. Ein Vorhaben, das sie mit einer gewissen Kühle und erpresserischen Mitteln umzusetzen versuchte.
Das Verschwinden der Frau gibt Oliver von Bodenstein und Pia Sander anfangs Rätsel auf. Als aber plötzlich Briefe bei diversen Personen auftauchen, die zu dem früheren Verlag der Vermissten jeweils eine Beziehung und wie sich im Laufe der Ermittlungen ergibt, auch eine gemeinsame Vergangenheit haben, nimmt der Fall an Dynamik zu.
Die Vermisste wird tot in einem Waldstück gefunden und es kommt zu einem weiteren Toten, der die Programmleiternachfolge der vermissten und nun scheinbar ermordeten Frau einst auf Ernennung seines neuen Chefs übernommen hatte.
Und als mehr und mehr Briefe, die alte Tagebuchauszüge der seit langer Zeit verstorbenen Mutter des neuen Verlagschefs enthalten und an jeden Adressaten bewusste Vorwürfe bezüglich eines Todesfalls aus einem Sommerurlaub auf einer französischen Insel im Jahr 1983 richten, bekommt die ganze Angelegenheit eine zusätzliche, private Brisanz.
Nele Neuhaus liefert mit „In ewiger Freundschaft“ ein weiteres kriminalistisches Meisterwerk ab!
Die Geschichte ist in sich rund und zu Beginn holt die Autorin den Leser auf eine sehr angenehme Weise in das Geschehen hinein. Natürlich nimmt der umfangreiche Fall mit seinen steten neuen Erkenntnissen und Wendungen den Hauptteil der rund 520 Seiten des Romans ein. Aber neben diesem lässt die Autorin auch eine Weiterentwicklung im privaten Bereich ihres Hauptcharakters Oliver von Bodenstein zu und gibt dieser entsprechenden Raum.
Die Formulierungen und Beschreibungen sind hervorragend. Das Buch lässt sich nicht nur flüssig durchlesen, sondern strahlt eine Anziehung wie ein Magnet aus, von der man sich dann erst nach dem Lesen des letzten Wortes wieder lösen kann.
Es treten in „In ewiger Freundschaft“ viele beteiligte – lebendige und verstorbene – Personen in Erscheinung und so hat Nele Neuhaus für den Leser auch ganz am Anfang ihres Buches ein Personenregister angelegt. So kann man – sollte man einmal doch nicht mehr genau wissen, wer jetzt wer war – kurz nachschauen. Und so ist „In ewiger Freundschaft“ eines der Kriminalbuch Highlights des Jahres 2021 – und zwar von der ersten bis zur letzten Seite.