Für Max Giesinger kommt „Der letzte Tag“

Letztes Jahr war Max Giesinger lange in Portugal: Surfen, Yoga, Sonne tanken, vor allem aber dieses verdammte Virus ein bisschen hinter sich lassen. Denn im späten Sommer 2020 war es so rein pandemisch an der Algarve vergleichsweise entspannt, in Deutschland dagegen… nicht so sehr. Er kehrte zurück, als aus dem Sommer gerade Herbst wurde, in ein Land, in dem Untergangsstimmung herrschte: Max spürte, wie nah wir alle in den vergangenen Monaten und Jahren an die Bruchkanten der Zivilisation, der Demokratie und der Solidarität gerückt waren.

Und was, dachte er, wenn das alles wirklich nicht hält? Wenn irgendwann alles mit einem großen Knall auseinander fällt?

Er erinnerte sich an den Satz, den er schon als Jugendlicher an einer Hauswand in Karlsruhe gelesen hatte: Lebe jeden Tag so, als ob er dein letzter wäre. Er hat sehr oft daran gedacht seitdem und sich Szenarien überlegt, nur so, konsequenzlose Gedankenspiele halt. Aber jetzt, wo das Ende der Welt, wie wir sie kennen, keine absurde Vorstellung mehr war, hatte Max Giesinger plötzlich einen Song über dieses Gefühl in sich.

Er nahm ihn auf. Spielte ihn Freunden vor. Und erntete sehr oft Verblüffung. Denn ja, klar, die Stimme, das ist unverkennbar Max. Aber diese erste Strophe von „Der letzte Tag“… „Der letzte Soldat wird nach Hause geschickt“ geht sie los, es geht weiter mit Endzeitstimmung, mit letzten Dingen, die man tut, „nichts ist mehr leicht, nichts ist mehr schwer“ beschreibt diesen Schwebezustand zwischen dem Loslassen und dem wirklichen Ende von etwas. Und so fühlt sich auch die Melodie an: melancholisch und vor Leichtigkeit schwebend zugleich, seltsam und schön, und plötzlich phrasiert der Giesinger auch noch so, wie er es nie getan hat.

Echt jetzt mal: Ist das noch der Max, wie wir ihn seit „80 Millionen“ kennen? Ja, zum Glück. Und er ist es auch nicht, zum Glück. Er hat sich verändert, und nur wer sich verändert, kann sich entwickeln. „Der letzte Tag“ ist ein starker, ein überraschender Entwicklungsbeweis. Er ist ein bislang ungehörter Max Giesinger. Und ohne Frage einer, von dem man mehr will.

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