Baumann Bergmann Pokinsson präsentieren neue Single
Wer Musik liebt, sollte anfangen sich zu sorgen. Es ist gut möglich, dass Anne, Gunnar und Poki aka Baumann Bergmann Pokinsson versehentlich eine Delle hineinmachen.
Mit zusammengekniffenen Augen könnte man das Hamburger Trio um Deutschlands bekanntesten Game Designer für Point-and-Click-Adventures, Poki Pokinsson (Gitarre, Gesang, Wahnsinn), für eine Indie Rock Band halten, wie man sie unter jeder zweiten Autobahnbrücke vermutet. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass das attitüdenarme Auftreten, die doppelbödigen Texte und der kindische Spaß, mit bitterernsten Ideen zu zündeln, jedem Versuch trotzen, Anne Baumann (Bass, Gesang), Gunnar Bergmann (Schlagzeug, qualifizierte Zwischenrufe) und besagten Poki in eine Genre-Schublade zu stecken.
Alles an Baumann Bergmann Pokinsson ist verhaltensauffällig, irgendwie vertrauter als man es kennt, und vor allem: Im Do-it-yourself-Modus entstanden. Vom Cover-Artwork der ersten beiden Platten („Seltsame Vorkommnisse auf der Jahreshauptversammlung der Südpolfreunde“ und „Schnupperstunde „Kosmos – Jetzt!““) über schrullige Musikvideos wie die Zeichentrickcollage „Gordo“ bis hin zum Flyer für die aus eigener Kraft zusammengestellte, ausverkaufte Clubtour, ätzen sich Handschrift und Herzblut der Band durch jedes kleinste Nebenprodukt. Die Songs zielen von hinten durchs Auge, um dann trotzdem wie durch Magie ins Herz zu treffen. Es ist High-Concept-Rock im Low-Effort-Pyjama, mal Partypunk für KulturpessimistInnen, mal Kuschelpop für Splatterfans. Doch immer sind es geisterfahrende Ohrwürmer mit clever konstruierten Texten, willkommene Einladungen zum Mitgrölen, Mitdenken, Mitfühlen – Hauptsache, man macht was mit.
Die neue Single „Wenn’s so wär‘“ ist eine bitterböse Ballade, in der man sich vom bröckelnden Putz einer maroden Beziehungsfassade berieseln lassen kann.
Das markige Riff im Intro nimmt es bereits vorweg: Der Versuch, die Harmonie aus dem untersten Register einmal quer über das Griffbrett in die hohen Lagen zu verfrachten, ist in diesem Song genauso zum Scheitern verurteilt, wie die Beschwichtigungsversuche des Protagonisten, dem es über den Verlauf dieses Fünfeinhalbminüters immer weniger gelingt, zu verbergen, dass er im Grunde gar keine Kraft mehr hat, die Sorgen und Zweifel seines Partners kleinzureden. Mit jeder Variation seiner blumigen Verharmlosungsversuche schleicht sich mehr und mehr Verzweiflung über die tragische Erkenntnis in sein Timbre, dass ein Fels in der Brandung zu sein wohl hauptsächlich bedeutet, sich als letzter an etwas längst Kaputtem festzuhalten.
„Baumann Bergmann Pokinsson“ gelingt mit „Wenn’s so wär‘“ eine Gänsehaut-Hymne für Heile-Welt-Heuchler, ein versöhnliches Duett für Paare mit kraftraubenden Trennungsschmerz-Vermeidungsstrategien. Nachdem sie mit „Alles auf Anfang“ und „Gordo“ bereits zwei makroskopische upbeat-Blicke auf den aktuellen Stand unserer Gesellschaft geworfen haben, kehren Anne Baumann (Bass, Gesang), Gunnar Bergmann (Schlagzeug, qualifizierte Zwischenrufe) und Poki Pokinsson (Gitarre, Gesang) mit dieser bereits dritten Vorabveröffentlichung aus dem kommenden Album in die ihnen ebenfalls vertraute Ego-Perspektive der Innensicht zurück und finden auch hier Ungereimtheiten, auf die sie sich gerne einen Reim machen würden.
Das dritte, noch namenlose Album der Band erscheint im Oktober 2022. „Wenn’s so wär‘“ ist die dritte von sechs geplanten Singles, um den Fans die Wartezeit im anderthalb-Monatstakt zu verkürzen. Natürlich ist es ebenso möglich, dass sich die fleißigen drei Rock-Querulanten bis dahin totgeschuftet haben, aber … „Wenn’s so wär‘, würdest du es wirklich wissen wollen? Ich glaube kaum.“